Das MCI ist seit 2022 Klimabündnispartner. Eine von vielen Maßnahmen auf dem Weg zum nachhaltigen Unternehmen ist es, den großen Themenbereich „Labore“ unter die Lupe zu nehmen um Verbesserungspotential zu identifizieren und Aktionen zu setzen. Silvia Kostner ist Laboringenieurin am MCI und setzt sich proaktiv dafür ein, das Bewusstsein für Ressourcenschonung, richtiges Recycling und den verantwortungsbewussten Umgang mit Gefahrenstoffen zu erhöhen.
Ein zentrales Thema, das sich durch die Arbeit im Labor zieht, ist – trotz Einschulung – das mangelnde Bewusstsein mancher Studierender und auch Kolleg:innen, wenn es um die Gefährlichkeit bestimmter Stoffe geht. Viele sind sich der Risiken, die von Chemikalien ausgehen, nicht ausreichend bewusst – besonders was Langzeitwirkungen betrifft. Speziell bei CMR-Stoffen (krebserzeugend, erbgutverändernd, fruchtschädigend) fehlt häufig das nötige Verständnis. Man konzentriert sich oft nur auf den unmittelbaren Umgang mit den Substanzen und achtet nicht darauf, dass auch eine geringe, wiederholte Exposition langfristige gesundheitliche Schäden verursachen kann. Leider trifft das auch auf nachhaltiges Arbeiten zu. Die Folgen unseres aktuellen Handelns sind ja auch in diesem Fall meist nicht akut sichtbar, weder im positiven noch im negativen Sinn.
Eine grundlegende Schwierigkeit ist es, dass wir wohl alle nicht gerne auf gewohnten Komfort verzichten wollen und aus Bequemlichkeit agieren. Der Wunsch nach Komfort ist sicher eine der Triebfedern des technischen Fortschrittes. Jedoch muss uns auch klar sein, wenn wir etwas verändern möchten, wird unser Leben anfänglich eher unbequemer.
Ganz besonders in Laboren werden große Mengen an Energie, verschiedensten Materialien, Geräten und Chemikalien verbraucht. Man ist gewohnt, dass alle Verbrauchsmaterialien ausreichend vor Ort sind. Subjektiv gesehen haben Dinge, die im Überfluss vorhanden sind keinen großen Wert und laden somit auch nicht zum Sparen ein. Der Lebenszyklus der verwendeten Utensilien ist ein komplexes Thema und wird kaum bewusst wahrgenommen: welchen Ursprung hat das Material, welche Menge an Rohstoffen und Energie für die Herstellung war notwendig und was passiert am Ende mit dem Abfall? Aluminium beispielsweise ist immer noch eines der energieintensivsten Werkstoffe und sollte einerseits so wenig wie möglich verwendet und andererseits wenigstens richtig entsorgt werden.
Bei chemischen Praktika und Einschulungen vor den Arbeiten im Labor spreche ich diese Themen nochmal an und zeige den Studierenden entweder Alternativen zur Chemikalie oder zumindest einen sparsamen Umgang damit auf.
Zum Beispiel sind wir gerade dabei, PFAS – die sogenannten „ewigen“ Chemikalien – durch Alternativen zu substituieren und das Recyceln von Kunststoffbehältern etc. zu forcieren.
Um den Stromverbrauch einzuschränken, versuchen wir Geräte, die zum Erhitzen bzw. Verbrennen von Proben dienen, möglichst effizient zu nutzen, das heißt, deren Nutzung so zu regeln, dass möglichst wenig Abkühl- und Aufheizzeiten entstehen. Manche Geräte müssen bis auf 900° C aufgeheizt werden, da macht eine lückenlose Nutzung sehr viel Sinn.
Ein anderer Ansatz ist die Verkürzung der Laufzeit von bestehenden Analysemethoden. Dies erfordert anfangs natürlich mehr Arbeitsaufwand, um die richtigen Parameter zu finden – später lohnt es sich aber in mehrfacher Hinsicht: Energie, Zeit, Chemikalien bzw. Gase und Wasser können dadurch deutlich eingespart werden.
Gerade beim Verbrauch von Materialien und Chemikalien haben wir Auflistungen erstellt. Diese werden dann möglichst plakativ in den Laboren sichtbar sein. Zum Beispiel: wir verbrauchen 22 Kilometer Zellstoff und 500 Liter Lösungsmittel jährlich und wie sieht die CO2-Bilanz dazu aus? Aber auch die Kosten der Materialien sorgen erfahrungsgemäß für Verwunderung. Wir müssen eine noch stärkere Verbindung zwischen Theorie und Praxis herstellen. Es reicht nicht aus, die Studierenden nur mit Vorschriften und Regeln zu konfrontieren – sie müssen die Konsequenzen ihres Handelns verstehen und auch die Verantwortung übernehmen. Ich denke, ein Ansatz wäre, mehr auf Nachhaltigkeit und Sicherheitsbewusstsein in den Praktika und Projekten zu setzen und diese Themen nicht nur theoretisch zu behandeln. Nur so kann sich langfristig ein echtes Bewusstsein für den Umgang mit Chemikalien und Ressourcen entwickeln.
Autorin: Barbara Koller (MCI Klimateam)