23. September 2020

Erfahrungsbericht: Auslandspraktikum in Valencia

Benjamin Krokenberger hat sich nach seinem Auslandssemester entschieden, die Zeit in Valencia durch ein Praktikum zu verlängern. Dieses konnte auch durch ein Erasmus+ Stipendium gefördert werden.

Wegen meinem Auslandssemesters lebte ich schon seit 6 Monaten in Spanien, weshalb sich die Fortführung des Aufenthalts natürlich anbot. Die beiden Hauptgründe waren für mich die Sprache und Arbeitserfahrung. Seit Beginn des Auslandsemesters belegte ich Sprachkurse, allerdings wollte ich Spanisch eines Tages fließend sprechen können und dazu benötigte ich mehr Zeit. Und natürlich das Hineinschnuppern in die Arbeitswelt in einer fremden Kultur, um meinen persönlichen Horizont zu erweitern.

Durch jede Menge Zufall. Nachdem ich eine ganze Weile vergeblich versucht hatte, mich persönlich bei unterschiedlichen Firmen zu bewerben und auch die Professoren in Valencia mich leider nicht unterstützen konnten, war ich kurz davor – die Suche zurück in die Heimat zu verlagern (das Problem waren hauptsächlich die unzureichenden Spanisch-Kenntnisse). Kurz vor Ende des Studiums präsentierte eine junge Startup-Gründerin ihr Projekt an der Uni und ich fragte sie, ob sie Praktikanten suche oder jemanden kenne, der sucht. Es stellte sich heraus, dass sie von einem Accelerator gefördert wurde, in dem etwa 100 weitere Startups arbeiteten. Sie gab meine Bewerbung kurzerhand an einige ihrer Kollegen weiter und wenig später hatte ich mehrere Anfragen - und kurz darauf meine Praktikumsstelle.

Das Hauptproblem war wie schon erwähnt die Notwendigkeit von fließendem Spanisch für die meisten Stellen. Ich denke allerdings, dass das vor allem in Valencia ein Problem ist, da hier generell weniger Firmen, und dann häufig sehr lokal agierende, sind. In Madrid oder Barcelona gibt es mehr international agierende, große Firmen, weshalb Englisch oft ausreichend sein kann.

Hauptsprache während des Praktikums war für mich Englisch, sowohl mit Kollegen, als auch die Arbeit selbst, weswegen es dabei keinerlei Schwierigkeiten gab. Da ich bei Beginn des Praktikums schon eine Weile in Spanien war, hatte ich mich schon gut an die kulturellen Unterschiede gewöhnt – wobei man sagen muss, dass diese auch nicht riesig sind. Nur die spanische „Pünktlichkeit“ war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich habe schnell gelernt auf jeden ausgemachten Team-Meeting-Zeitpunkt einfach 15 Minuten aufzuschlagen, und selbst dann ist man oft noch überpünktlich.

Die Arbeitserfahrung. Ich hatte die Chance in ein sehr junges Startup einzutauchen und alle Bereiche hautnah mitzubekommen. Das schnelle Vertrauen, die Offenheit und Übergabe von größerer Verantwortung haben mich positiv überrascht – das hätte theoretisch in jedem Startup der Welt passieren können, aber vielleicht hängt das auch mit der spanischen Lockerheit zusammen. Tatsächlich hat es mir so gut gefallen, dass ich das Praktikum erst verlängert, und nun begonnen habe, voll dort zu arbeiten. Natürlich waren ein Arbeitsplatz direkt am Meer, eine WG 1 min vom Strand, und gefühlt monatelanger Sonnenschein auch nicht übel, ganz abgesehen von den tollen persönlichen Verbindungen, die sich über so eine Zeit entwickeln.

Überraschender Weise wurde die Situation in Valencia sehr streng geregelt und die Menschen folgten den Anweisungen exakt. Ein totaler Lockdown von einem Tag auf den anderen beschränkte das Leben wochenlang nur auf die Wohnung (und zum Glück die Dachterrasse), allerdings konnte ich ganz normal mit meinem Laptop von der Wohnung aus weiterarbeiten. Als sich die Situation wieder verbesserte, gingen wir allmählich wieder zurück ins Büro.

Klar, ich empfehle es sehr. Die Arbeit und das Leben im Ausland bringen einen regelmäßig an den Rand der Komfortzone und ermöglichen so enormes persönliches Wachstum. Und natürlich erweitert man sein berufsbezogenes Wissen und Fähigkeiten, generell – aber eben auch gerade durch den Aufenthalt in einem anderen Land, z.B. interkulturelle Kompetenzen. Haupttipp ist, sich rechtzeitig nach Stellen umzusehen und sich in Gegenden, in denen viel lokal gearbeitet wird schon frühzeitig um Sprachkenntnisse zu bemühen (am besten schon zuvor in der Heimat).

Ich würde es genauso nochmal machen. Jedem der unschlüssig ist, würde ich empfehlen, es einfach zu versuchen. Es muss ja nicht für lange sein, ein paar Monate genügen ja vollkommen, und innerhalb Europas sind Heimreisen auch zwischendrin gut möglich – und später im Leben wird es meist zunehmend komplizierter, einfach mal für ein paar Monate im Ausland zu leben und zu arbeiten. Und selbst wenn es nicht das Richtige sein sollte, dann kehrt man einfach zurück und beginnt etwas Neues. Aber dann hat man es wenigstens versucht und in jedem Fall ist man um eine wichtige Erfahrung reicher.

Steckbrief

Name:
Benjamin Krokenberger

Studium:
BA Business & Management

Praktikumsdauer:
01.02.2020 - 31.08.2020

Praktikumsort:
Valencia, Spanien

Praktikumsgeber:
Creative HUB SL

Größe des Unternehmens:
1-10 MitarbeiterInnen

Tätigkeitsfeld im Praktikum:
Brand Management & International Sales

Stipendium:
Erasmus +

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