CHALLENGE
Seit 2008 hat der Innsbrucker Gemeinderat mehrere Beschlüsse zum Verbot des Alkoholkonsums an öffentlichen Orten gefasst. Mit der Einführung des Übernachtungsverbotes im Jahr 2017 war Innsbruck die erste Stadt in Österreich, die ein solches Verbot eingeführt hat. Jedem neuen Beschluss ging eine Mediendiskussion voraus, die Wirkung solcher Massnahmen und ihre Wirksamkeit sind umstritten. Die Forschungsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, Alternativen zu den Verboten aufzuzeigen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
ERGEBNISSE
Die im Rahmen dieses Projekts durchgeführten Interviews zeigten, dass der Einfluss auf die Entscheidungsfindung mit der sozialen Stellung der Befragten zusammenhängt. Den durchgeführten Umfragen zufolge waren es vor allem die Anwohner, die den größten Einfluss auf die Entscheidungsfindung in Bezug auf Verbote hatten. Die Politik erachtet den Ausbau der sozialen Betreuungseinrichtungen für die Betroffenen als äusserst wichtig. Als Hauptgründe für die Einführung der Verbote wurden die Sichtbarkeit von Obdachlosigkeit und Armut an sich, die Degradierung der Stadtlandschaft und der Einfluss auf das Sicherheitsgefühl genannt. Während sich die Verbote tendenziell positiv auf das Alltagsleben der BewohnerInnen und LadenbesitzerInnen auswirkten und vor allem ihr Sicherheitsgefühl erhöhten, wirken sich die Verbote negativ auf die Betroffenen aus. Die Maßnahmen stellen sie unter einen "Generalverdacht", und Experten konnten auf erhebliche Einschränkungen für die Betroffenen hinweisen. Auf die Frage, ob die Verbote zu einer Verschiebung des Problems geführt haben, wurde deutlich, dass die Experten, Politiker, Nachbarn, die Polizei und die von den Verboten direkt betroffene Personengruppe diese Ansicht teilen.
Die Forschungsgruppe entwickelte mehrere alternative Ansätze, die sich in akute, präventive und reflexive/evaluative Massnahmen unterteilen lassen:
Sofortmaßnahmen
Initiierung einer Informationskampagne zur Verbesserung der Handhabung und des Verständnisses des Themas.
Präventive Maßnahmen
Die bereitgestellten Informationen und die Art und Weise, wie das Thema behandelt wird, sollen geändert werden. Dem politischen Auftrag der Sozialen Arbeit soll mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Reflektierende und bewertende Maßnahmen zu bestehenden Verboten
Regelmäßige Evaluierungen, Erhebungen qualitativer Daten, Auswertung statistisch erhobener Daten, qualitative Forschung und Berechnung der Folgekosten, die sich aus den Verbotsgesetzen ergeben, könnten hilfreiche Maßnahmen sein, um die Wirksamkeit bereits getroffener Entscheidungen zu überprüfen.
- Studiengang: Masterstudiengang Soziale Arbeit, Sozialpolitik & Management
- Projektteam: Laura Czerny, Lara Draxl, Laura Feith González, Leonie Fili, Jonas Gerth, Deike Janssen, Elisa Kumaropulos, Eva Leb, Martin Netzer, Alexandra Weber, Karla Zweier
- Betreuer: Mag.a Kathrin Heis, MA
- Partnerorganisation: -
- Bearbeitungszeitraum: November 2019 – Juli 2020